Exzessives Glücksspiel ist ein Begriff, der sowohl problematisches als auch pathologisches Glücksspiel umfasst. Das pathologische Spielen – auch Spielsucht genannt – ist eine psychische Störung, die von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) anerkannt wird. Es wird in den Klassifikationssystemen ICD (Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme der WHO) und DSM-5 (Standardwerk der Psychiatrie) im Abschnitt über Suchterkrankungen aufgeführt.
Beim problematischen Glücksspiel haben die Spielenden Schwierigkeiten mit ihrem Spielverhalten, wobei jedoch nicht alle klinischen Kriterien einer Störung im Sinne der Klassifikation erfüllt sind.
Ob ein Spielproblem besteht, lässt sich nicht an der Höhe der ausgegebenen Geldsumme festmachen. Spielen wird dann exzessiv, wenn es sich negativ auf bestimmte Lebensbereiche wie die Finanzen, soziale und/oder familiäre Beziehungen und die Arbeit auswirkt.
Ein Problem liegt vor, wenn die Spielenden selbst und/oder die Angehörigen unter dem Spielverhalten leiden. Dies ist der Fall, wenn die Spielenden ihr Spielverhalten nicht mehr kontrollieren können, etwa wenn sich ihre Gewohnheiten verändern, sie lügen oder die Einsätze höher werden.
Es gibt mehrere Anzeichen, die auf ein problematisches Spielverhalten hinweisen können. So können Sie sich unter anderem folgende Fragen stellen:
- Verbringt die Person viel Zeit mit Spielen? Spielt sie immer häufiger? Ist sie schlecht gelaunt, wenn sie nicht spielen kann?
- Hat sich ihr Verhalten verändert? Ist die Person zunehmend gereizt?
- Hat ihr Verhalten einen Einfluss auf die die Finanzen oder den Haushalt? Leiht sie sich Geld von Familie oder Freunden? Kann sie gewisse Rechnungen nicht mehr bezahlen?
- Wie wichtig ist ihr das Spielen? Vernachlässigt die Person bestimmte berufliche oder familiäre Verpflichtungen und Aktivitäten?
Wenn Sie eine oder mehrere dieser Fragen mit Ja beantwortet haben, hat die Ihnen nahestehende Person wahrscheinlich die Kontrolle über ihr Spielverhalten verloren.
Online gibt es überdies verschiedene Tests und Selbsttests, mit denen sich ermitteln lässt, ob eine Person Probleme mit Glücks- und Geldspielen hat.
Exzessives Spielen kann sich auf mehrere Lebensbereiche der Spielenden auswirken und beispielsweise finanzielle, familiäre oder soziale Folgen haben.
Mehr Informationen über die Konsequenzen von exzessivem Spielen finden Sie in unseren FAQs.
Es ist ein langer Prozess, bis die Spielenden und Angehörigen die Situation akzeptieren und individuell angepasste Lösungen finden.
Wenn Sie glauben oder wissen, dass eine Ihnen nahestehende Person ein Spielproblem hat, können Sie Folgendes tun:
- Wenden Sie sich an eine Vertrauens- oder Fachperson. In der Westschweiz stehen Ihnen je nach Wohnkanton verschiedene Anlaufstellen zur Verfügung. Zudem ist unsere nationale Helpline jeden Tag rund um die Uhr unter der Nummer 0800 040 080 Dort erhalten Sie kostenlos und anonym Informationen und Unterstützung.
- Legen Sie der spielenden Person die Nachteile ihrer Situation dar, je nachdem, wie empfänglich sie dafür ist.
- Sprechen Sie mit ihr über eine allfällige Spielsperre. In der Schweiz haben die Spielenden auch die Möglichkeit, sich selbst vom Glücksspiel auszuschliessen. Das ist ein guter Anfang für die Behandlung eines Spielproblems. Auf unserer Website finden Sie eine Anleitung zur Beantragung einer Spielsperre sowie alle notwendigen Dokumente.
- Nehmen Sie sich Zeit für sich, achten Sie auf Ihre persönlichen Bedürfnisse und kommunizieren Sie diese klar gegenüber der anderen Person.
- Schützen Sie Ihre Finanzen und die der Familie (siehe Antwort zur Frage 12).
In diesem Fall sollten Sie folgende Dinge im Hinterkopf behalten:
- Falls Sie sich schuldig fühlen, ist es wichtig zu verstehen, dass Sie nicht für das Spielproblem der Ihnen nahestehenden Person verantwortlich sind.
- Glauben Sie nicht, dass Sie das Spielproblem der betroffenen Person allein lösen können. Das kann nur sie selbst. Allerdings kann Ihre Unterstützung sie dazu ermutigen, Hilfe zu suchen und erste Schritte zur Bewältigung ihres Problems zu unternehmen.
- Leihen Sie der Person kein Geld und bezahlen Sie nicht ihre Schulden. Ansonsten besteht die Gefahr, dass sie das geliehene Geld wieder zum Spielen verwendet.
Sie können den Kindern die Situation in einer für ihr Alter verständlichen Weise erklären. Vor allem sollte man ihnen versichern, dass sie nicht am Spielproblem des Familienmitglieds Schuld sind.
Sie können zudem das Geld der Kinder schützen, indem Sie dafür sorgen, dass zur Durchführung von Transaktionen über ihr Konto zwei Unterschriften benötigt werden, oder ihnen ihr Taschengeld direkt geben.
Wenn eine Person in ihrem Umfeld Spielprobleme hat, benötigen Sie möglicherweise in verschiedenen Bereichen des Alltags Unterstützung. Aber keine Angst! Denn es gibt Hilfsangebote, die für jede und jeden zugänglich sind:
- Die nationale Helpline «SoS-Spielsucht» ist kostenlos, anonym und rund um die Uhr unter der Nummer 0800 040 080 erreichbar. Hier finden Sie eine Ansprechperson, die Ihnen zuhört, Ihre Fragen beantwortet und Sie entsprechend Ihren Bedürfnissen weiterleitet. Diese Nummer gilt für die ganze Schweiz. Die Helpline ist auf Deutsch, Französisch und Italienisch verfügbar.
- Für Schuldenberatungen können Sie sich von Montag bis Donnerstag von 10.00 bis 13.00 Uhr an die nationale Hotline 0800 807 807 oder an die Fachstellen in den Kantonen wenden.
- In jedem Westschweizer Kanton gibt es Einrichtungen und Stellen, die Ihnen weiterhelfen können. Auf unserer Website erhalten Sie einen Überblick über die verschiedenen Anlaufstellen.
- Personen mit Wohnsitz in Frankreich können die Helpline unter 09 69 39 55 12 erreichen.
Wenn die Ihnen nahestehende Person bereit ist, professionelle Hilfe anzunehmen, können Sie sie wie folgt unterstützen:
- Sorgen Sie zuerst für Ihr eigenes Wohlbefinden. Nur so sind Sie in der Lage, jemandem zu helfen.
- Sprechen Sie mit der betroffenen Person über den Ablauf der Betreuung und Behandlung und über ihre Erwartungen.
- Überlegen Sie sich, ob Sie die Person zur Konsultation begleiten wollen, und klären Sie dies mit den für die Betreuung zuständigen Fachleuten ab.
- Nehmen Sie sich Zeit für sich, für Ihre Hobbys oder Ihre Freunde.
Zunehmende finanzielle Schwierigkeiten oder psychische Probleme können in einer Beziehung zu erheblichen Spannungen führen. Jeder Mensch hat Grenzen. Wenn Sie anfangen, Wut gegenüber der Situation oder Ihrem Partner bzw. Ihrer Partnerin zu empfinden, ist das ein Zeichen dafür, dass Sie Ihre Grenzen überschritten haben.
In Extremsituationen kann die Gefahr bestehen, dass es zu psychischer, ökonomischer oder physischer Gewalt kommt.
In einer Beziehung haben Sie immer eine Wahl. Die Entscheidung, ob Sie die Partnerschaft weiterführen oder beenden, liegt allein bei Ihnen. Vertrauen Sie sich in solchen Fällen einer externen Person an, beispielsweise einer Therapeutin oder einem Therapeuten, oder wenden Sie sich an eine Beratungsstelle.
Falls Ihr erwachsenes Kind oder ein Elternteil ein Spielproblem hat, denken Sie daran, dass Sie nicht für deren Spielschulden haften.
Manchmal ist es schwierig, sich zu weigern, die Schulden eines volljährigen Kindes zu bezahlen, insbesondere wenn es selbst Kinder hat. Aber Sie tun ihm damit keinen Gefallen. Denn Spielsüchtige neigen dazu, erhaltenes Geld gleich wieder einzusetzen, in der Hoffnung, ihre Verluste zurückzugewinnen.
Häufig belastet das problematische Spielverhalten einer nahestehenden Person die Finanzen der Familie. Dies gilt insbesondere dann, wenn es sich um die Ehepartnerin oder den Ehepartner handelt oder wenn Kinder da sind.
In solchen Fällen ist es wichtig, dass Sie Ihre Finanzen trennen und die finanziellen Mittel der Familie schützen. Hier ein paar Beispiele, wie Sie dies tun können:
- Falls Sie ein gemeinsames Bankkonto mit einer spielsüchtigen Person führen, könnten Sie auf ein Konto umstellen, das eine doppelte Unterschrift für Transaktionen erfordert.
- Überweisen Sie Ihr Gehalt auf ein individuelles separates Konto, damit Sie genügend Geld für Haushaltsausgaben haben.
- Sorgen Sie dafür, dass Ihre Debitkarten nicht länger mit dem gemeinsamen Bankkonto verknüpft sind.
- Für Schuldenberatungen können Sie sich von Montag bis Donnerstag von 10.00 bis 13.00 Uhr an die nationale Hotline 0800 807 807 oder an die Fachstellen in den Kantonen wenden.
In der Schweiz ist es möglich, eine Beistandschaft zu errichten. Dabei handelt es sich um eine freiwillige oder behördlich angeordnete Schutzmassnahme für eine hilfsbedürftige volljährige oder minderjährige Person. Diese Art des gesetzlichen Schutzes ist der letzte Ausweg und kann manchmal ein nützliches Instrument sein, wenn eine Person aus dem Umfeld exzessiv spielt.
Eine Beistandschaft bedeutet, dass sich eine dritte, nicht zur Familie gehörende und ausgebildete Person um die Finanzen der betroffenen Person kümmert.
Die Beistandschaft wird von der kantonalen Schutzbehörde errichtet. Für Erwachsene gibt es vier Arten von Beistandschaften, die miteinander kombiniert werden können, um die betroffene Person bestmöglich und angemessen zu schützen.
Wenn Sie mit einer Einrichtung oder einer kantonalen Fachstelle in Kontakt stehen, können Sie jederzeit die Möglichkeit einer Beistandschaft ansprechen, damit abgeklärt werden kann, ob diese in Ihrer persönlichen und familiären Situation von Nutzen sein könnte
Weitere Informationen zum gesetzlichen Rahmen und den verschiedenen Schutzbehörden in der Westschweiz, die sich mit Beistandschaften befassen, finden Sie auf der Website des Guide social romand.
Beim Versuch, ein problematisches Verhalten zu ändern, kommt es häufig zu Rückfällen. Sie treten bei den meisten Suchterkrankungen auf. Rückfälle sollten weder als Scheitern betrachtet noch heruntergespielt werden; sie gehören zum Veränderungsprozess dazu.
Daher ist es entscheidend, jeden Rückfall zu erkennen und mit der für die Betreuung zuständigen Fachperson zu besprechen, um die Hintergründe analysieren und die weiterführende Betreuung entsprechend anpassen zu können.